[R324/4] Eine Mutter berichtet von ihrer 42 jährigen Tochter: Diese ist mit 17 an Schizophrenie erkrankt, hat Halluzinationen und ist seit 5 Wochen in der Uni-Klinik. Die Mutter hofft, dass sie erst entlassen wird, wenn es ihr wieder besser geht. Die Tochter will nicht, dass ihre Eltern in Gespräche einbezogen werden, erlaubt dies aber der Betreuerin, da die Eltern „eh bald sterben werden“.
Die Eltern machen sehr viel für sie, werden bis zu fünf Mal am Tag angerufen. Im Moment sollen sie ihr dies und jenes in die Klinik bringen, sind Bedienung, sehen sie alle 2 – 3 Tage. Sie kann dann sehr freundlich sein, nach ihrer Schwester fragen. Anschließend kann sie anrufen und Vorwürfe machen, die aus der Luft gegriffen sind. Eines ihrer Leitmotive lautet: „Wenn ich etwas arbeite, werde ich gleich wieder krank.“ Aktuell hat sich eine neue Perspektive eröffnet: Sie hat einer gerichtlichen Betreuung zugestimmt, die für den Bereich Behördengänge zuständig sein wird.
Sie kommt aus dem Negativgejammer nie ins Tun. Sie dreht und wendet alles sehr kreativ, um sicher zu stellen, dass die im Raum stehende Idee nicht umsetzbar ist und sie sich selbst nicht bewegen muss. Den Eltern erzählt sie punktuell, was ist. Kommunikation mit anderen Menschen scheint im Moment nicht machbar, da angeblich alle anderen über sie reden oder Gerüchte über sie streuen. Sie leidet unter der Halluzination von Stimmen, Schreien oder Geräuschen in unterschiedlicher Intensität – besonders in Situationen der Entspannung, etwa vor dem Einschlafen.
Aberrante Salienz: Die Wahrnehmung von Reizen ist Teil der Eigenwahrnehmung und wesentlich für die Unterscheidung von Innen und Außen, eigen und fremd. Erregen jedoch lediglich einzelne Reize der Umwelt Aufmerksamkeit, wirken sie besonders bedeutsam und werden somit bewusst (salient) spricht man von aberranter Salienz (abweichender Reizwahrnehmung). Die Grenze zwischen Innen und Außen verschwimmt.